Wunderbare Haartracht, die gleichzeitig eine Sache und ihr Gegenteil ist, der Schnitt und die Bindung, vom Beginn bis zum Unendlichen. Sie ist Flamme, Sonne, aber sie schreibt sich auch in die Nacht der Kometen."
France Culture
Hinter dem Titel „Scheitel Schamhaar Schillerlocke“ verbergen sich großformatige Wand- und Raumskulpturen: Körper, die mit echtem menschlichem Haar ummantelt sind. Entstanden in den Jahren 1995–1996, thematisieren sie kulturelle und mythologische Aspekte des Haares. Die Bedeutungsebene erschließt sich über Objektform und Art der Behaarung.
Das Haar erscheint hier als ursprüngliche Brücke zwischen Natur und menschlichem Ausdruck. Form und Symbol sind untrennbar verbunden: „Knoten“ und „Zopf“ sind nicht nur Abbilder bekannter Frisuren, sondern Zeichen und Archetypus. Sie vereinen Gegensätze – Binden und Lösen, Zerstörung und Neuschöpfung. Ob Loreley oder goldhaariger Teufel – Archetypen des Haares leben in der menschlichen Seele. Nach antiker Vorstellung ist das Haupthaar Sitz der Seele. In diesem Sinn verbindet etwa die lange schwarze Strähne, angebracht auf drei Stuhlsitzen, das Oben mit dem Unten – physisch wie symbolisch.
1997 Hygiene-Museum, Dresden, Pro 7, ZDF, DF
1996 Kunzhalle Klandestin, Wuppertal, WDR